(Frankfurt) In einem zweitägigen Kolloquium am 12. / 13.05.2023 in den Räumen der Evangelischen Akademie Frankfurt tauschten sich ein Fachpublikum von insgesamt gut 50 Teilnehmenden aus ganz Deutschland zum aktuellen Stand und zur Fortentwicklung der Rechnungsprüfung in den evangelischen Kirchen aus, wie auch in Zeiten von Umbrüchen wirksame kirchliche öffentliche Finanzkontrolle gestaltet wird.
Die Begrüßung für die gastgebende Evangelische Kirche in Hessen und Nassau übernahm Wolfgang Prawitz (Rüsselsheim) Pfarrer, stellv. Präses und Mitglied der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau sowie Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland.
Als ersten inhaltlichen Impuls brachte Christian Klein (Erfurt, Leiter des Rechnungsprüfungsamtes der Ev. Kirche in Mitteldeutschland und Mitglied des Sprecherrates der kirpag) einen Entwurf für 10 Grundsätze der Finanzkontrolle in den Evangelischen Kirchen ein, an denen auch nach dem Ende dieser Veranstaltung weitergearbeitet werden wird.
In seinem Statement über die Anforderungen an eine moderne Finanzkontrolle machte der Präsident des Landesrechnungshofs Hessen, Dr. Walter Wallmann (Darmstadt) deutlich, dass diese den technischen Fortschritt in der Prüfung nutzen muss und auch beim Werben um neue Arbeitskräfte neue Wege gehen muss. In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass eine gute Zusammenarbeit der Finanzkontrolleinrichtungen über den eigenen Bereich hinaus wichtig ist, ohne dabei die jeweiligen Zuständigkeiten in Frage zu stellen.
Hans-Dieter Wieden betrachtete die Standards öffentlicher Finanzkontrolle sowohl aus der Perspektive als Leiter des Revisionsamtes der Stadt Frankfurt am Main wie auch als Vorsitzender des Vorstands des Instituts der Rechnungsprüfer und Rechnungsprüferinnen in Deutschland e.V. (IDR). IDR und kirpag arbeiten bereits seit längerem zusammen, unter anderem bei der Entwicklung von Qualitätsstandards und zertifizierten Fortbildungen für die öffentliche Finanzkontrolle. Er betonte die Vorteile, die sich aus der unmittelbaren Anbindung evangelischer Prüfungseinrichtungen bei Ihren Synoden ergeben.
In einem zweiten Teil beleuchteten Martin Wollinsky (Karlsruhe), Oberkirchenrat für Finanzen, Bauen und Umwelt der Evangelischen Landeskirche in Baden und Mitglied des Finanzbeirats der EKD, und Dr. Daniel Wolf (Ulm, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater), welche Erwartungen seitens der geprüften Stellen und kirchlichen Verwaltungen wie auch interessierter Kirchenmitglieder und der Öffentlichkeit an die Finanzkontrolle im Bereich der evangelischen Kirchen gestellt werden. Betont wurde die Bedeutung starker und leistungsfähiger Finanzkontrolleinrichtungen auch im kirchlichen Bereich. Aufgezeigt wurden aber auch die Erwartungslücken in Bezug auf Prüfungstätigkeiten. Insbesondere eine vereinheitlichte Rechnungslegung evangelischer Kirchen würde mehr Potentiale der Zusammenarbeit kirchlicher Prüfungseinrichtungen eröffnen.
Im dritten Teil machten Jutta Trintz (Langen), langjährige Synodale und Vorsitzende des Rechnungsprüfungsausschusses der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und Gerd Eisenhuth (München), Leiter des Rechnungsprüfungsamts der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, deutlich, wie die in den Synoden gebündelte ehrenamtliche Expertise sich idealerweise getrennt mit den Themenfeldern Finanzen und Finanzkontrolle befasst und wie gelingende Zusammenarbeit mit hauptamtlich besetzten Prüfungseinrichtungen und Verwaltungen in der Praxis aussieht. Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen kirchlicher / staatlicher Finanzkontrolle und privatrechtlicher Prüfung wurden ebenso beleuchtet wie der Nutzen rechtlich abgesicherter gemeinsamer Grundsätze, wie sie im staatlichen Bereich mit dem Haushaltsgrundsätzegesetz seit über 50 Jahren existieren.
In der abschließenden Diskussion der von Pastor Olaf Ripke (Steinfurt) moderierten Veranstaltung wurde vereinbart, den begonnenen offenen Austausch zu dem Thema unter Einbeziehung aller Beteiligten, insbesondere auch der synodalen Prüfungsausschüsse, auch über den Rahmen der Veranstaltung hinaus fortzusetzen.